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Läufigkeit bei Hündinnen - verstehen, begleiten, unterstützen

  • Marlen Brandenberg
  • vor 5 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Wer mit einer unkastrierten Hündin lebt, wird früher oder später mit dem Thema Läufigkeit konfrontiert.

 

Für viele Halterinnen und Halter ist es zunächst ein grosses Fragezeichen:

Was passiert da eigentlich im Körper meiner Hündin? Wie verändert sich ihr Verhalten? Und wie kann ich sie in dieser besonderen Zeit am besten begleiten?

 

In diesem Beitrag erhältst du einen verständlichen Überblick über den Läufigkeitszyklus, typische Begleiterscheinungen und praktische Tipps für den Alltag mit deiner Hündin.

 

Was ist die Läufigkeit?

Die Läufigkeit ist ein natürlicher Bestandteil des Fortpflanzungszyklus einer Hündin. Sie zeigt an, dass deine Hündin geschlechtsreif ist und theoretisch trächtig werden könnte.

 

Ein vollständiger Zyklus besteht aus vier aufeinanderfolgenden Phasen – jede davon bringt unterschiedliche körperliche und verhaltensbezogene Veränderungen mit sich.

 

Die vier Phasen der Läufigkeit

1. Phase – Die Zeit vor der Blutung

Dauer: ca. 4 bis 6 Wochen vor Beginn der eigentlichen Läufigkeit

 

In dieser Phase verändert sich das Verhalten deiner Hündin oft schleichend. Sie wirkt möglicherweise reizbarer, unruhiger oder sensibler auf Berührungen und Geräusche. Auch Hund-Hund-Begegnungen verlaufen in dieser Zeit häufiger angespannt. Viele Hündinnen zeigen vermehrten Appetit.

 

Typische Anzeichen:

  • Mehr Bellen, Knurren oder Übersprungshandlungen

  • Berührungs- und geräuschempfindlicher

  • Unruhe

  • Erhöhter Futterbedarf

  • Schwierigkeiten in Hundebegegnungen

 

2. Phase – Die eigentliche Läufigkeit (Blutung)

Dauer: ca. 14 Tage

 

Jetzt beginnt deine Hündin zu bluten. Die Vulva schwillt an und sie beginnt für Rüden interessant zu riechen, ist aber in den ersten Tagen noch nicht deckbereit. Ihr Verhalten kann sich ändern – manche Hündinnen suchen Nähe, andere ziehen sich zurück. 

 

Typische Anzeichen:

  • Anhänglicher oder ruhiger

  • Häufig müde

  • Appetit normal bis leicht erhöht

 

Wichtig: Ab ca. Tag 10 bis 14 setzen die sogenannten Stehtage ein.

Das Blut wird heller und wässriger – jetzt ist die Hündin fruchtbar und zeigt durch bestimmte Körpersignale (z. B. Schwanz zur Seite legen) ihre Deckbereitschaft.

 

Hinweis: In dieser Phase ist eine Trächtigkeit möglich!


 

3. Phase – Die Scheinträchtigkeit

Dauer: ca. 58 bis 62 Tage (etwa zwei Monate)

 

Auch ohne Deckakt kann es nach der Läufigkeit zu hormonell bedingtem «Schwangerschaftsverhalten» kommen.

 

Typische Anzeichen:

  • Trägheit

  • Wenig Appetit

  • Rückzug oder gesteigertes Kuschelbedürfnis

  • Reduzierte Aktivität

  • Spaziergänge lieber in der Nähe des Hauses

 

Ab Mitte der Scheinträchtigkeit (ab etwa Tag 30) können die Symptome intensiver werden.


 

4. Phase – Die Scheingeburt

Dauer: ca. Tag 58 bis 62

 

Diese kurze, aber oft sehr intensive Phase liegt zeitlich weit von der eigentlichen Läufigkeit entfernt und wird daher selten damit in Verbindung gebracht – was häufig zu Unverständnis führt. Es handelt sich um den Zeitraum, in dem die Hündin theoretisch ihre Welpen zur Welt bringen würde, sofern sie gedeckt worden wäre. Manche Hündinnen zeigen in diesen Tagen ausgeprägtes „Mutterverhalten“: Sie bauen Nester, tragen Plüschtiere umher, zeigen ein verändertes Fressverhalten, wirken unruhig, schlafen weniger und sind deutlich reizbarer. Oft reagieren sie mit starkem Beschützerinstinkt auf Besuch oder andere Tiere im Haushalt – als würden sie imaginäre Welpen verteidigen. In manchen Fällen kommt es sogar zu Milcheinschuss.

 

Typische Anzeichen:

  • Nestbau

  • Tragen von Plüschtieren

  • Grosse, gerötete Zitzen

  • Unruhe, Hecheln

  • Schlafprobleme

  • Appetitlosigkeit

  • Schwierigkeiten beim Alleinbleiben

  • Rückzug oder Abwehrverhalten

  • Aggressionsverhalten gegen andere im Haushalt lebende Hunde

 

Wie oft wird eine Hündin läufig?

Ein vollständiger Zyklus (alle vier Phasen) dauert in der Regel rund vier Monate. Die meisten Hündinnen werden etwa alle 6 bis 8 Monate läufig. Kleine Rassen zeigen oft kürzere Zyklen, grosse Rassen können längere Abstände haben.

Die erste Läufigkeit tritt meist im Alter zwischen 6 und 18 Monaten auf.

 

Warum sind die Läufigkeiten wichtig für eine Hündin?

Die Läufigkeit ist das sichtbare Zeichen eines funktionierenden Fortpflanzungssystems. Dabei durchläuft die Hündin hormonell gesteuerte Phasen, die wichtig für die Balance ihres Körpers sind – auch wenn sie nicht gedeckt wird.

Die Läufigkeit ist nicht nur ein körperlicher, sondern auch ein wichtiger emotionaler Reifungsprozess für die Hündin. Mit jedem Zyklus sammelt sie hormonelle, soziale und emotionale Erfahrungen, die wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Viele Hündinnen zeigen nach der ersten oder zweiten Läufigkeit ein stabileres, ausgeglicheneres Verhalten – sie wirken gefestigter, sicherer im Umgang mit ihrer Umwelt und reifer im Sozialverhalten. Diese natürliche hormonelle Entwicklung unterstützt die Fähigkeit, mit Reizen, anderen Hunden und Veränderungen souveräner umzugehen. Wird dieser Prozess unterdrückt oder zu früh unterbrochen (z. B. durch eine frühe Kastration), kann dies die emotionale Reife und soziale Stabilität langfristig beeinträchtigen.


 

Alltag & Hygiene – worauf du achten kannst

Damit du und deine Hündin möglichst entspannt durch diese Zeit kommt, helfen dir folgende Tipps im Alltag:

  • Sicher unterwegs: Halte deine Hündin bei Spaziergängen an der Leine, vor allem wenn Rüden in der Nähe sind.

  • Sauberkeit drinnen: Bei starker Blutung helfen waschbare Decken oder Läufigkeitshöschen.

  • Rüdenkontakt meiden: Auch vertraute Hunde können plötzlich instinktiv reagieren.

  • Stress reduzieren: Keine neuen Reize, lieber ruhige Rückzugsorte schaffen.

  • Nahrungsergänzung/Unterstützung: Mönchspfeffer unterstützt den hormonellen Ausgleich und kann dazu beitragen, dass die einzelnen Zyklusphasen sanfter verlaufen und weniger ausgeprägt empfunden werden.

 

Die Läufigkeit ist kein Ausnahmezustand – sondern ein natürlicher Teil im Leben deiner Hündin.

Wer versteht, was im Körper seiner Hündin passiert, kann ruhig begleiten – und stärkt damit Bindung und Vertrauen.


 

Du willst mehr über Verhalten und Läufigkeit wissen?

Mehr über mich und meine Arbeit findest du auf www.tschigi.com – oder schreib mir direkt.

 


 
 

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